Immer wenn es darum geht, die Verschwendungssucht der Politik durch Sparvorschläge in die Schranken zu weisen, muss die Kultur und auch das Theater dafür herhalten. Die dabei verwendeten Argumente zeugen jedoch meist eher von Populismus als von Sachkenntnis.
Beispiel 1: Bonn
Dort wollen Vertreter der Piratenpartei ein Bürgerbegehren zur Schliessung der Oper durchsetzen. Ihre Auffassung, dass damit 13 oder 16 Millionen Euro gespart werden können ist zwar völlig unrealistisch (siehe auch hier), rechnet sich aber durchaus Erfolg aus, weil damit die Sportstadt-Bonn gefördert werden soll. Was schert es diese Kulturlosen, dass in Deutschland 3 mal so viele Menschen ins Theater gehen, wie zu den Spielen der Bundesliga und dass die Gesamtsumme der allen Theater zu Verfügung gestellten Mittel nicht einmal halb so hoch ist wie die Summe der inzwischen als Zwangsabgabe erhobenen Rundfunk- und Fernsehgebühr (wovon ein beträchtlicher Teil den Fussballvereinen zugute kommt). Nicht mitgerechnet werden die Kosten für Polizeieinsätze, Beschädigungen an Bahnen und Gebäuden etc.
Alle Behauptungen, sieht man einmal davon ab, dass der beschworene Widerspruch zwischen Sport- und Kulturförderung gar nicht existiert, sind falsch und verzerrt.
Beispiel 2: Halle
Sachsen-Anhalt kann sich einer besonders erbärmlichen Kulturpolitik rühmen. Die unlängst beschlossene Kürzung der Mittel für die Theater ist ein politischer Offenbarungseid. Nachdem alle Theater in der Stadt Halle/Saale zwangsfusioniert wurden, sollen nun mehr als 100 Stellen gestrichen werden. Dass Theater sich eben nicht nach den „Heilsversprechen“ der wirtschaftsliberalen Beratungsunternehmen wie McKinsey oder Roland Berger organisieren lassen, haben landauf landab viele Politiker nicht begriffen.
Doch es regt sich Widerstand:
Die Volksinitiative „Kulturland Sachsen-Anhalt retten“ hat bereits 30.000 Unterschriften gesammelt (siehe hier). Damit ist ein erstes Ziel erreicht: der Landtag muss Vertreter der Initiative anhören.
Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, die Kürzungen von insgesamt sieben Millionen Euro beim Anhaltischen Theater in Dessau, bei der Landesbühne Sachsen-Anhalt in Eisleben sowie bei der Theater, Oper und Orchester GmbH (TOO) in Halle, die bereits zum 1. Januar 2014 umgesetzt werden sollen, zu verhindern. Zu den prominenten Unterstützern der Unterschriften-Aktion zählen neben Hans-Dietrich Genscher (Bundesaußenminister a.D.), Cornelia Pieper (Staatsministerin im Auswärtigen Amt), Dieter Hallervorden (Theaterleiter, Kabarettist) auch André Bücker (Generalintendant Anhaltisches Theater Dessau), Rolf Stiska (Geschäftsführer der TOO Halle) und Ulrich Fischer (Intendant der Landesbühne Eisleben).
Auch in der Europäischen Union ist man in Sachen Kultur weitsichtiger (auch wenn man es kaum glauben mag). Die EU hat beschlossen die Gelder zur Förderung der Kultur um 37 % auf 1,4 Milliarden Euro zu erhöhen.
Geht doch!