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27. Februar 2020Eine Ausstellung in der Pariser Kunsthalle Palais de Tokyo
Für diese neue Ausstellung im Palais de Tokyo hat Ulla von Brandenburg ein umfassendes Projekt entwickelt, inspiriert durch das Theater, seine Vorstellungskraft und seine Konventionen. Rund um den Begriff des Rituals, verstanden als eine Möglichkeit, die Beziehung zwischen dem Individuum und einer Gruppe zu erforschen, etwas Gemeinsames zu schaffen, lädt die Künstlerin das Publikum ein, an einer immersiven und erneuten Erfahrung der Themen, Formen und Motive teilzunehmen, die ihre Arbeit durchziehen: Bewegung, Bühne, Farbe, Musik, Textilien…
Indem sie diesen Ort, der historisch und symbolisch mit „einem humanistischen und künstlerischen Ideal verbunden ist, das darin bestand, in den Bergen der Vogesen ein Theaterfestival zu schaffen, das für alle Menschen in all ihren sozialen Bereichen bestimmt ist“, hat Ulla von Brandenburg eine Geschichte, wie einen Übergangsritus oder eine phantasmagorische Ethnologie, vorgestellt. Denn die Künstlerin hat eine „Mikrogesellschaft gefilmt, als wäre sie die letzte ihrer Art, die von ihrem Funktionieren, ihren Werten, aber auch von ihrer Fähigkeit zur Veränderung und Öffnung nach außen zeugt“.
Auf diese Weise führt sie zu einer Reflexion über das Volk, das Gemeinwesen, die Gemeinschaft, und versucht gleichzeitig, die Unterscheidung zwischen öffentlich und privat, Professionalität und Amateurwesen, Sesshaftigkeit und Nomadentum, Natur und Kultur aufzuheben. Dabei gibt es zahlreiche Variationen über Verlust, Geben, Übertragung, Verzicht, Flucht oder eine Choreographie, die keinen anderen Gegenstand als sich selbst hat.
Der letzte Teil der Ausstellung, der eine phantastischere Dimension eröffnet, besteht aus einer labyrinthischen Installation, deren ebenfalls recycelte, verblasste blaue Stoffbahnen die Projektionen von fünf unter Wasser gedrehten Filmen zeigen, in denen Objekte (ein Spiegel, ein Schuh, ein Kleid…) wie nach einem Schiffbruch auftauchen und verschwinden. Als Kontrapunkt zur irdischen, ländlichen Welt zu Beginn der Ausstellung evozieren diese subaquatischen Visionen gleichzeitig ein Jenseits, ein Verschwinden des Menschen oder auch einen Abstieg ins Unterbewusstsein.
Speziell für die Ausstellung entworfene Installationen, Skulpturen, Performances und Filme reagieren und verschränken sich in einer offenen Erzählung zwischen Authentizität und Künstlichkeit, Natur und menschlichen Aktivitäten, Innen und Außen, Fiktion und Realität.
„Der Stoff erlaubt es mir, den White Cube des Museums zu tarnen, zu verstecken und zu kleiden und dadurch Wertesysteme und Denkrahmen zu verändern. Ich benutze Stoffe, um Räume zu schaffen, in denen man so tun kann, als wäre man woanders, sozusagen in andere Welten fallen würde. (…) In einem Raum, in dem Vorhänge aufgehängt werden, verschwimmt die Trennung zwischen innen und außen oder zwischen verschiedenen Welten. Und diese Unschärfe lässt einen sich fragen, wo man sich befindet. »
Ulla von Brandenburg ist eine deutsche Künstlerin, die 1974 in Karlsruhe geboren wurde und sich seit 2005 in Paris niedergelassen hat. Nach einer Ausbildung als Bühnenbildnerin in Karlsruhe und einem kurzen Ausflug in die Theaterwelt absolvierte sie eine Ausbildung an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Ihr Werk ist durch die Vielfalt der Träger und Medien (Installationen, Filme, Aquarelle, Wandmalereien, Collagen, Performances…) gekennzeichnet, die aufeinander reagieren und die sie entsprechend der Ausstellungsräume inszeniert. Mit einer perfekten Beherrschung der Codes der Szenografie, die sich aus Literatur, Kunstgeschichte und Architektur, aber auch aus Psychoanalyse, Spiritualismus und Magie speist, leiht sie sich sowohl esoterische Rituale und Volkszeremonien als auch die Mechanismen und Codes des Theaters, um den Aufbau unserer sozialen Strukturen zu erforschen. Masken, Kostüme, Bühnenbilder und Requisiten aus verschiedenen Volkstraditionen erlauben ihr, Normen und Hierarchien symbolisch zu überschreiten, indem sie in Theaterinszenierungen die Realität und die Auftritte auf subtile Weise miteinander vermischt.
Ihr Werk ist international anerkannt und war Gegenstand zahlreicher Einzelausstellungen, zuletzt im RMCA in Sérignan (2019), in der Whitechapel Gallery in London (2018), im Jenisch-Vevey-Museum in der Schweiz (2018), im Kunstmuseum in Bonn (2018), im Perez Art Museum in Miami (2016) und im Museum für Zeitgenössische Kunst in Saint Louis (2016). Ihre Werke sind Teil angesehener Sammlungen wie der Tate Modern in London, dem Mamco in Genf, dem Centre Pompidou in Paris und dem Mudam in Luxemburg. Ihre Arbeiten werden von der Galerie Art:Concept in Paris, der Galerie Pilar Corrias in London, der Produzentengalerie in Hamburg und der Galerie Meyer Riegger in Karlsruhe vertreten.
Die Ausstellung ist ab dem 21. Februar zu sehen und kann täglich, außer dienstags, von Mittag bis Mitternacht besucht werden.
Infos/Quelle: Palais de Tokyo