Zwei neue Kolleginnen in der DTHG – Kommunikation
6. April 2021Neu im DTHG-Büchermarkt
6. April 2021Hasek, großartiger Schöpfer des genialen Schweijk, hat mit seiner “Partei des gemäßigten Fortschritts im Rahmen der Gesetze” neben der allgemeinen Verpflichtung zum Alkoholismus auch das Ende der Erdbeben in Mexiko gefordert.
Der Ätna ist gerade wieder aktiv. Es hat mich in diesem Zusammenhang sehr gewundert, dass nicht sofort von einigen erzürnten Anwohnern die Forderung nach Einstellung der Aktivitäten gestellt worden ist. Dabei kann ein Vulkanausbruch für interessante archäologische Erkenntnisse sorgen, aber erst nach ein paar tausend Jahren. Für die Bewohner Pompejis seinerzeit sicher kein Spaß.
Nun muss man feststellen, dass viele der Forderungen durchaus berechtigt sind.
Das Problem bei den Forderungen sind nicht diese selbst, sondern der durchweg leicht schmollende bis empörte Forderungsduktus der Forderer.
Was ist aber, wenn Forderungen erfüllt werden? Sind dann alle Fordernden glücklich oder wurde genau das gefordert und gefördert, was nicht gefordert war? Passend wird es selten. Es ist für die, die die Forderungen zu Förderungen machen nicht immer einfach und mit Dankbarkeit ist nicht zu rechnen.
Ja, wir haben mit den DTHG-Förderungen ohne Forderungen Investitionen vergeben dürfen und viele private Theater und Kleinkunstbühnen sehr glücklich gemacht. Das Unerwartete war eine echte Hilfe. Wenn diejenigen fördern dürfen, die die Menschen ihrer Gemeinschaft kennen, ist es eventuell leichter und einigermaßen abstrakt für die, die sich ins Geschehen denken müssen und nicht zwangsläufig für die Sache brennen. Das Denken fordert ja auch. Wenn auch nicht immer.
Ich fordere, sich darüber mal gepflegt und ohne Zorn Gedanken zu machen. Weiterhin fordere ich Wünsche, keine frommen, sondern zielorientierte für alle Menschen und ich fordere auf, aktiv mitzumachen und zu gestalten, dass Sorgenfalten nicht zu Zornesforderfalten werden. Was forderst (26 sind es) Du denn, Herr Kollege?
Wesko Rohde
Im Jahr 1931 lebte in Berlin ein alter, kranker Geisteswissenschaftler. Gefesselt an einen Rollstuhl beschäftigte er sich mit dem Buddhismus. Eines Tages kam der König von Chulalongkorn von Siam und fragte ihn: Doktor, glauben Sie, dass Europa bald reif für den Buddhismus ist?
Nein, antwortete der alte Mann, vorläufig nicht, frühestens vielleicht in fünfhundert Jahren.
Darauf der König: Wie, schon in fünfhundert Jahren? Dann ist Europa nicht verloren!
Im Buddhismus ist vom Fordern nicht die Rede. Es geht mehr darum, Leiden durch Erkenntnis, gute Absichten und rechtes Handeln zu lindern.
Fordern ist mehr ein Phänomen unseres Zeitgeistes. Jede Empfindung, die uns nicht passt, verwandeln wir gern in eine Forderung. Und diese richten wir nicht an uns selbst, sondern an Dritte, gerne auch an “die da oben”!
Das war nicht immer so. Vor rund 1000 Jahren verstand man im Althochdeutschen unter dem Wort fordorôn etwas anderes. Das Verb kam zum Einsatz, wenn man jemand herausfordern wollte. “To demand”, sagte der Brite, “domanda”, der Italiener, “demande”, der Franzose. Vielleicht ließen sich irgendwann einfach keine Menschen mehr herausfordern, weshalb man dazu überging, unpersönliche, selbst deklarierte Forderungen an die Allgemeinheit zu stellen. Der beste Weg dazu ist der folgende: Willst Du etwas fordern, schreib es ins Netz! Es lohnt jedoch nicht der Aufregung. Die meisten Forderungen werden ungehört verhallen und in spätestens 500 Jahren wird eine buddhistische Ruhe einkehren. Ganz ohne Forderung.
Hubert Eckart