Für die meisten von uns war Corona schon weit weg. Die Theater warenmit der Wiedereröffnung und dem Neustart beschäftigt und die Menschen wünschten sich Normalität und Gesellschaft zurück. Nach eineinhalb Jahren waren wir zumindest gefühlt schon auf der Zielgeraden. Manchmal kommt es anders, meistens als man denkt
Es ist wieder da, mit der gleichen oder noch stärkerer Härte, aber wir haben Mittel und Wege gefunden, uns zu arrangieren. Die großartigste Kompetenz der Menschheit besteht wohl darin, auch die schwierigen Zeiten zu überdauern und Lösungen zu finden.
Die Klugen finden Lösungen, die anderen suchen nach Schuldigen.
Die Menschen kommen in die Theater, aber lange nicht so wie vorher. Vorsichtig arbeiten wir uns zurück in die kommunikativen Orte der Städte. Die auf Halde liegenden Produktionen werden gespielt und die, die letzten Jahr noch hart gearbeitet und durchproduziert haben, warten nun vergeblich auf Aufträge. Die Zeiten sind nicht gerecht und oft werden die, die am lautesten rufen ehr erhört als die Bedürftigen. Das war bis zum Start des NEUSTART KULTUR-Förderprojekts der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien sicher noch häufiger der Fall und bis man die schlechten Gewohnheiten ablegt, wird es sicher noch etwas Zeit brauchen.
Auch heute sind wir am Scheideweg.
Jedenfalls mag ich bei all den schlechten Nachrichten nicht die vielen positiven Erfahrungen ausblenden, die wir im letzten Jahr an Solidarität, Aufbruch des Neustarts und kreativen Entwicklungen aufgenommen haben. Die Theaterwelt zeigt sich als innovativer Lösungsort, als kreative Partnerin der Politik und als gewandte, positive Partnerin der Menschen. Ja, es ist lästig, ja, es ist schwer und die vor uns liegenden Zeit wird uns unerwartet immer wieder zu neuem Denken auffordern.
Aber, und das ist das wirklich Positive daran: Wir Theatermenschen können das! Keine Premiere ist keine Option. Jede Premiere ein Fest! Jeder Bericht und jedes Gespräch mit den Menschen unserer Gemeinschaft bringt uns weiter, ist ein Schritt nach vorn und hilft dabei, die Theater und Kulturorte und die Menschen in ihnen zu entwickeln und zu fördern.
Vom letzten Jahr werden einige wichtige Erkenntnis übrig bleiben: Wir haben nicht eine Sekunde unserer Zeit verschwendet und wir haben Wissen angesammelt wie lange nicht mehr. Und: Wenn Aufregung nicht hilft, hilft nur Gelassenheit.
Beitragstext: Wesko Rohde (Vorstand DTHG e.V.)
Bild: Monica Silvestre (via www.pexels.com)