Unsere Workshops im Ausland
28. März 2022DTHG bei der Prolight + Sound
1. April 2022„Als Europäer:innen, Theatermacher:innen und Menschen sind wir zutiefst schockiert über die russische Militäraggression, die zum Krieg gegen ein souveränes Land und das ukrainische Volk geführt hat.“ So in der Absichtserklärung zu lesen, die eine erhebliche Zahl von Theatern unterschrieben haben.
Nein, die Erde hat sich abermals nicht aufgetan und Leute verschlungen, was an der Existenz eines lebendigen Gottes erneut Zweifel aufwirft. Die heilige Dreifaltigkeit der Empörung priorisiert die eigene Bedeutung. Der Schmerz liegt teilweise gefühlt wahrscheinlich über dem der Ausgebombten in Mariupol. Und dabei kommt sogar der einfache Theatermacher bereits an zweiter Stelle, noch bevor er sich als Mensch bestätigt und angenommen fühlen kann.
Das Fahnenmeer der blau-gelben Positionsbestimmung als moralische Pflugscharen, soeben in den Feuern der Geltungsschmiede auf höchste Temperatur erhitzt und das gute, alte AK 47 zu landwirtschaftlichem Gerät umfunktioniert. Putin, soeben noch Freund, Pragmatiker und der Mann mit dem Koks, nunmehr Ringträger an Saurons Stelle. Ein Mann sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.
Als Mensch bin ich schockiert von dem Mangel an Menschlichkeit und der Menge an Einfalt (…immer noch das Gegenteil von Vielfalt), die über uns in der besten Absicht ausgegossen wird. Schwimmflügel für alle! Nun kann es sein, dass einige der Mariupoler Theatermacher:innen dem russischen Bären lieber die Pflugschar über den von Propaganda überquellenden Schädel hauen möchten, als in Berlin und anderswo die Spielpläne gesinnungsgerecht zu ergänzen? Es könnte aber auch sein, dass die Instagram-Gemeinschaft der jungen Menschen den Kanal von idiotischen Kriegen und Pamphleten ein für alle Mal voll haben und wirklich nicht mehr hin, oder aber einfach nur nach Hause wollen. Das würde ich mir wirklich wünschen. Das Leben ist nicht dafür da, verschwendet zu werden, es ist ihm aber egal, wenn es jemand tut.
Freiheit ist das einzige, was zählt.
Wesko Rohde
Ja, es scheint, daß Gott selbst die Verantwortung für die Welt nicht mehr tragen will. Es war damals leichter! Alles war gesichert. Jeder Stein lag auf seinem Platz. Die Straßen des Lebens waren wohl gepflastert. Die sicheren Dächer lagen über den Mauern der Häuser. Aber heute liegen die Steine auf den Straßen quer und verworren und in gefährlichen Haufen, und die Dächer haben Löcher, und in die Häuser regnet es, und jeder muß selber wissen, welche Straße er geht und in was für ein Haus er zieht… Es war ihm, als müßte er jetzt etwas Besonderes tun aber weit und breit fand sich nichts Besonderes!
(Joseph Roth, Radetzkymarsch)
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten!
(Oskar Wilde)
Hubert Eckart
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