DTHG-Workshop in Mailand
31. Mai 2022Neuer Beauftragter der Landesbühnen: Christof Schaaf
31. Mai 2022Ein Interview von Sanela Kolb (DTHG e.V.) mit Dirk Rüter, Geschäftsleiter bei der Harlequin Floors Deutschland GmbH.
Sanela Kolb: Lieber Dirk, ich danke euch für den herzlichen Empfang auf euren Messestand auf der Prolight & Sound. Wie war es für euch nach so langer Corona-Pause Messeluft zu schnuppern?
Dirk Rüter: Der Messeauftritt war natürlich mit einem gewissen Risiko verbunden, denn es war im Vorfeld sehr schwer, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie gut die Messe besucht sein wird und welche Besucherdemografien zu erwarten waren. Im Nachhinein kann ich jedoch sagen, dass trotz sehr viel geringerer Besucherzahlen als vor Corona wir einen sehr regen Besucherverkehr verzeichnen konnten und sich hieraus durchaus einige sehr interessante neue Projekte für uns erschlossen haben. Und natürlich war es toll, nach so langer Zeit endlich einmal wieder die Kunden in „3D“ zu sehen und sich mit ihnen austauschen zu können – da wird einem wirklich bewusst, dass die zwischenmenschlichen Kontakte durch keine Videokonferenz wett gemacht werden können.
Sanela Kolb: Auf eurem Stand hat ein besonderes Produkt meine Blicke angezogen, ich dachte im ersten Moment Touchscreen, aber wofür? Da leuchtete es ein: Ihr habt ein neues Bodensystem auf den Markt gebracht, den Liberty Switch. Wie kam es zur dieser Entwicklung?
Dirk Rüter: Wir haben über die vergangen Jahre immer wieder und auch immer häufiger Anfragen von unseren Kunden bekommen, ob es nicht möglich wäre, einen Boden herzustellen, der sich umstellen lässt von fest auf schwingend und umgekehrt und sich dabei aber auch noch ohne großen Aufwand oder Fachwissen bedienen zu lassen. Die Situation ist ja hinlänglich bekannt, gerade in vielen Theatern herrscht eine extreme Knappheit bei den Raumkapazitäten und andererseits sind Räume aufgrund ihrer Beschaffenheit oftmals nicht multifunktional nutzbar. Unter Beachtung dieser Voraussetzungen hat sich unser Development-Team dann an die Arbeit gemacht, und das Resultat nach 18-monatiger Entwicklungsarbeit ist unser neuer Switch Boden.
Sanela Kolb: Die Bedienung ist einfach: Knöpfchen drücken und die Verwandlung vom festen Boden zum Schwingboden ist in wenigen Minuten realisiert. Für welche Häuser ist dieser Mehrzweckboden interessant und geht auch ein Mix aus fest und schwingend Boden (z.B: Wie könnten die Bühnenlifte weiter genutzt werden)?
Dirk Rüter: Interessant ist dieses Bodensystem für alle Häuser, die Bedarf an einem Schwingboden haben, an denen also eine Tanzsparte existiert, aber ebenso für Schauspielschulen oder Unis. Wir haben kürzlich einen Probenraum in der Wiener Staatsoper, der bisher ausschließlich für Gesangsproben genutzt wurde, mit dem Switch-System ausgestattet, und das Feedback von Ballett- und Opernseite ist wirklich sehr positiv ausgefallen. Die Tänzer*innen berichten, dass sie keinen Unterschied zu unserem „regulären“ Liberty Schwingboden feststellen können, der ebenfalls im Opernhaus verlegt ist, und das ist natürlich genau der Effekt, den wir mit der Entwicklung dieses Systems erreichen wollten. Des Weiteren hören wir von Seiten der Sänger, die diesen Raum im nicht-schwingenden Zustand für Proben nutzen, dass sie keine Beeinträchtigung der Akustik oder Nachhallzeit wahrnehmen, was uns ebenfalls sehr freut. Die Bedienung des Umstellmechanismus ist tatsächlich sehr einfach – wie du in deiner Frage bereits beschrieben hast, muss lediglich der entsprechende Knopf auf dem Bedienungsdisplay betätigt werden, und der Boden beginnt, sich in den gewünschten Zustand zu verwandeln. Das „Switch“-System ist ebenfalls für Bühnennutzung geeignet. Bühnenlifte zum Beispiel sowie andere Bereiche, die permanent stabil sein müssen, können in der Planung berücksichtigt und entsprechend ausgespart werden.
Sanela Kolb: Die Antriebseinheit wird von einer Steuereinheit bedient, um den Boden zu verwandeln. Wäre eine Integration in eine bestehende Bühnensteuerung möglich und wie aufwändig ist so eine Integration?
Dirk Rüter: Prinzipiell ist eine Integration des „Switch“-Systems in eine bestehende Bühnensteuerung durchaus möglich. Wie aufwändig die Integration letztendlich ist, hängt natürlich vom vorhandenen System, den zusätzlichen Anforderungen an das „Switch“-System von Kundenseite sowie den baulichen Gegebenheiten der Bühne und dem Gebäude ab. Du siehst also, es ist relativ schwer, den Aufwand des Einbaus in diesem Fall zu pauschalisieren, aber machbar sollte es in den meisten Fällen schon sein.
Sanela Kolb: Wie schnell ist eine Installation, z.B. von ca. 200 Quadratmetern, von diesem neuen Schwingboden möglich?
Dirk Rüter: Für eine Installation dieser Größe benötigen wir ca. eine Woche. Der Boden wird in unseren Werkstätten komplett auf Maß vorgefertigt, getestet und dann verpackt und versendet. Dadurch verringert sich die eigentliche Installationszeit für unsere Teams vor Ort deutlich, ebenfalls ein deutlicher Vorteil für die Kunden, da der Betrieb in den Räumlichkeiten entsprechend schnell wieder aufgenommen werden kann.
Sanela Kolb: Werden wir auf der Bühnentechnischen Tagung in Ulm ein paar Muster sehen können?
Dirk Rüter: Wir werden diverse Muster auf unserem Stand präsentieren und freuen uns natürlich auf reges Interesse.
Sanela Kolb: Vielen Dank für das Interview. Ich wünsche dir und deinem Team weiterhin viel Erfolg!
Harlequin Floors Deutschland GmbH im Web: Webseite
Interview: Sanela Kolb (Vorstand DTHG e.V.)
Fotos: Dirk Rüter (Harlequin Floors Deutschland GmbH)