BIB 2018 November 4-8, 2018 (2018 Beijing International Biennial)
25. September 2018Stuttgart repeats cultural city of the year
26. September 2018
Wie schon 2012, 2014 und 2014 wurde Stuttgart in einer Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitutes unter den 30 größten Städten Deutschlands zur besten Kulturmetropole gekürt.
Auf Platz zwei folgt Dresden (!) und knapp dahinter Berlin.
Gewertet wurden u.a. die Zahl der Zuschauerplätze in Theatern und die Anzahl der Besucher. Insgesamt geht es aber um die kulturelle Vielseitigkeit, aber auch um die Effekte einer florierenden Kultur- und Kreativwirtschaft. So hat Stuttgart den größten Anteil der Beschäftigten in dieser Branche und demzufolge auch den höchsten Anteil an den Umsätzen je Einwohner.
Mit der Erhebung dieser Zahlen verrät die Studie auch etwas von ihrem eigentlichen Zweck: Kultur- und Kreativwirtschaft soll vor allem als Wirtschaftsfaktor anerkannt und gefördert werden. Das wird die Bundesregierung freuen, hatte sie doch 2009 mit der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft, die zwischen Wirtschaftsministerium und der Staatsministerin für Kultur gestartet war, eine stärkere Anerkennung dieser Branche annonciert. Dieses Konzept ist aufgegangen. Dass sich auch kleinere Städte als Kulturstädte verwirklichen können zeigen die Plätze 4 und 5: sie belegen Karlsruhe und Bonn.
Da wo der Strukturwandel noch nicht gelungen ist, sind auch die Städte zu finden, die auf den hinteren Plätzen liegen: Gelsenkirchen, Mönchengladbach und Duisburg.
Don’t worry – was nicht ist, kann noch werden.
Allerdings darf das Quotengerangel nicht den Blick zu sehr täuschen. Drei Dinge sollten dem Kulturbürger sogar wichtiger sein als die Statistik.
Erstens: die garantierte Freiheit und Unabhängigkeit der Kunst. Dies ist heute nicht mehr so selbstverständlich, wenn man sich in Europa umsieht oder das Parteiprogramm der AfD liest, die ja neuerdings die zweitstärkste Partei in diesem Land sein soll. Kultur dient keiner Quote und muss vor Zensur jeder Art geschützt werden. Erst recht sollen nicht die gerne zitierten „technischen“ oder „Sicherheitsgründe“ Anwendung finden dürfen, um Veranstaltungen „zu verbieten“.
Zweitens: Alle Zahlen, Besucherrekorde sagen nichts über die Qualität der Kulturszene aus. Hier scheitert der Statistiker und Forscher. Qualität als solche gibt es nicht oder immer und überall. Sie liegt im Auge des Besuchers, im Ohr des Hörers, im Kopf jedes Menschen. Gestärkt wird diese Meinungsbildung aber durch einen breiten öffentlichen Diskurs. Und dieser kann nur geführt werden, wenn (Drittens🙂 Kultur, Kunst und die Medien zu einem beträchtlichen Teil öffentlich gefördert werden. Das garantiert die Unabhängigkeit von Kommerz, Quote, politischer Einflussnahme, Indoktrination und eine freie öffentliche Wahrnehmung.
Merke: Der homo oeconomicus ist nicht automatisch ein Kulturbürger. Aber der Kulturbürger ist seltener ein Wutbürger, welcher wiederum keines von beidem Erstgenannten ist.
*Abacus*
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