Interessensgemeinschaft Veranstaltungswirtschaft wählt neuen Vorstand
22. Oktober 2019Egypt: Crackdown of Freedom of Expression and Assembly
3. November 2019Bernlochner-Komplex in Landshut, mit Restaurant (links) und Theater (Mitte) 1
Seit fünf Jahren spielt das Ensemnble in einem provisorischen Zeltbau. In fünf Jahren sollte die Sanierung beginnen, doch nun könnte es bis zum Baubeginn nochmal 10 Jahre dauern….
In Landshut wurde 1804 der Philosoph Ludwig Feuerbach geboren. Seine Zuversicht zu Beginn seiner philosophischen Laufbahn beruhte auf der Überzeugung, dass diese „Eine, allgemeine, unendliche Vernunft“ (so der Titel der Habilitationsschrift) letztgültige philosophische Wahrheitserkenntnis ermöglicht und alle Wirklichkeit begrifflich erfassen lässt.
Man kann an dieser Aussage heute seine Zweifel haben, betrachtet man die Vorgänge um die Sanierung des Stadttheaters Landshut.
Seit 2014 spielt das Theater in einem Zeltbau, weil der sogenannte Bernlochner-Bau wegen Baufälligkeit geräumt werden musste. In den vergangenen fünf Jahren kaufte die Stadt das rund 4000 Quadratmeter große Areal von der Brauerei Wittmann für etwas mehr als sieben Millionen Euro und lobte einen internationalen Architekturwettbewerb aus. Diesen gewann das Architekturbüro Bächlemeid aus Konstanz und der Baubeginn für das mit rund 43 Millionen bezifferte Projekt sollte 2024 beginnen. Im Dezember 2016 hatte die Stadt eine bemerkenswerte Entschlossenheit demonstriert:
Die Stadträte Stefan Gruber (Die Grünen), Prof. Dr. Frank Palme (Die Grünen), Wilhelm Hess (CSU), Helmut Radlmeier (CSU), Robert Gewies und Maria Haucke (beide SPD) zeigten „parteiübergreifende Geschlossenheit des Stadtrats zum Wohle Landshuts“. so Wilhelm Hess, der als Hauptinitiator des Antrags in Erscheinung trat. Der Freistaat Bayern hatte zudem eine Zusage der Fördergelder in Höhe von 75% der Baukosten signalisiert, die Helmut Radlmeier im September 2016 an der Seite von Staatsminister Markus Söder (CSU) verkündete.
Doch nun kommt alles anders?
Die Stadtverwaltung empfiehlt in einem Moratorium, die Theatersanierung mindestens für fünf weitere Jahre aufzuschieben. Am 6. Dezember 2019 soll darüber im Stadtrat abgestimmt werden.
Das Presseportal idowa.de und die Landshuter Zeitung zitieren den Intendanten des Landshuter Theaters:
Aber die Aussage, wir blasen das jetzt ab, ist so deutlich, dass wir jetzt auch in der Lage sind, genauso deutlich zu antworten: Wenn ihr das tut, ist das Theater erledigt und der Zweckverband Landestheater Niederbayern noch vor seinem 70. Geburtstag 2022 tot.
Gegenüber dem Bayerischen Rundfunk sagte er:
Wir fühlen uns wie der Esel, dem dauernd die Karotte vor die Nase gehalten wird, ohne dass er zubeißen kann…
Die Landshuter Theatergeschichte reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1841 wurde der Hotel- und Theaterbau direkt neben der Isar von Johann Baptist Bernlochner fertig gestellt.
Johann Baptist Bernlochner (1799 -1869) war ein deutscher Baumeister und Theaterunternehmer. Ab 1839 erwarb Bernlochner mehrere Grundstücke an der Isar und eröffnet hier 1841 den Gasthof zum Goldenen Hahn, der bis heute als Restaurant Bernlochner betrieben wird. Im Oktober 1841 wurde das daran angeschlossene Theater eröffnet und der Bernlochner-Komplex rasch kultureller Mittelpunkt Landshuts. Die Bälle im Redoutensaal, ab 1857 erstmals von Bernlochner mit modernen 100 Gasleuchten ausgestattet, waren gesellschaftliche Höhepunkte in Landshut. Der Redoutensaal ist bis heute in Betrieb. 1869 verlor er bei einer Insolvenz sein gesamtes Vermögen, erlitt einen Schlaganfall und starb zwei Wochen danach.
Nach Ende der NS-Zeit beschloss die Stadt Landshut 1947 den reinen Schauspielbetrieb wieder aufzunehmen. Knapp fünf Jahre später, 1952 schloss sich das Theater in Landshut mit den Schauspielhäusern in Passau und Straubing unter Einbindung des Bezirks Niederbayern zum „Niederbayerischen Städtetheater“ zusammen, das heute unter dem Namen Landestheater Niederbayern bekannt ist. In Landshut befindet sich der Sitz der Schauspielabteilung. Das Landestheater Niederbayern beschäftigt derzeit rund 150 Mitarbeiter, darunter 14 Sänger, 19 Schauspieler und 42 Orchestermusiker. Die beiden Abteilungen in Landshut und Passau haben jeweils voneinander unabhängige eigene Werkstätten, Schneidereien, Technik- und Verwaltungsteams.
- Von Rufus46 – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21035386 ↩