Aktion 40.000 – Macht alle mit!
27. Oktober 2021Ein neues Gesicht für die Kommunikation
2. November 2021Hängematte
Heute ist Sonntag und ein schöner Tag. Ich hänge meine Hängematte in die dafür vorgesehenen Schlaufen zwischen Gartenzaun und Wallnussbaum. Es beschleicht mich bereits bei dieser Aktion das gute Gefühl echten nachhaltigen Wirkens. Dieser Sonntag im Oktober wird mehr als ein Statement, er wird ein Manifest der Beschränkung, der klaren und unmissverständlichen Haltung zum reinen Leben, zu kommenden Generationen und zum Schutz unserer Umwelt. (Wir sind übrigens Bestandteil der Umwelt. Das ist nicht so eine Sache, die wir nur von außen betrachten! Manchmal hört sich das nämlich so an.)
Dafür habe ich für heute einen ausgeklügelten Plan: Ich mache nix, und zwar absolut nix. Das aber bewusst und vorsätzlich. Ich reduziere meinen gewöhnlichen wöchentlichen Energiebedarf um 1/7. Das sind 14,28 Prozent Reduktion. Mehr kann man sonntags nicht tun. Ein größtmögliches Maß an Müßiggang ist der schnellste und einfachste Weg zur Weltrettung. Kein Wachstum. Das einzige, was ich heute wachsen lasse, sind das Gras und meine Haare. Na, ja, alle Hornarten am Körper natürlich. Aber da müssen wir nicht in die Tiefe gehen.
Für mein Projekt musste ich mich nicht lange vorbereiten, nur meiner ursprünglichen Unruhe und dem Griff zu elektronischen Geräten nicht nachgeben – was natürlich nicht ganz einfach ist. Das gebe ich zu. Keine meiner Ausbildungen habe ich dafür benötigt, die Zugangsschwelle ist also maximal minimal. Wir beschäftigen uns so viel mit Ausbildung – für die wichtigen Dinge braucht’s wohl keine?!
Liegen ist nachhhaltig, rückenschonend und bildet, wenn man ein Buch zur Hand nimmt. Ich greife zum Klassiker: Goethe – „Die Wahlverwandschaften“, mein immer wieder gelesenes Lieblingsbuch.
So, ich habe vorgelegt, nun die Theater: Seit 1990 haben sich die Vorstellungen verdoppelt, nicht immer zur Freude der Theatermenschen und des Publikums. Viel Theater haben mehr als 50 Premieren in der Spielzeit: Da ist doch eine Premiere kein Ereignis mehr! Alles wird im Überfluss beliebig. Und nachhaltig ist es schon gar nicht!
Ich bin keine moralische Instanz, aber etwas weniger schadet Mensch und Umwelt nicht. Sollte ich mich heute noch aus der Hängematte erheben, dann nur, um mit dem Fahrrad ins Theater zu fahren (oder in den Biergarten!) Ich bitte um Entschuldigung!
Oder wie DER Philosoph sagte: Maß halten!
Hubert Eckart
Ohne Netz
Dass die Menscheit sich mehr den Oberflächlichkeiten des Zeitgeistes als den tiefen inhaltlichen Fragen widmet, ist keine neue Erkenntnis. Aber wahrscheinlich gab es noch nie ein geeigneteres Medium, welches die besten Voraussetzungen dafür bot, als das Netz. Im virtuellen Raum gelingt es beinahe mühelos, ein Echo für jede Banalität zu finden, mit der sich die Menschen davon abhalten können, ernsthaft über etwas nachzudenken. Die Autosuggestion auch noch der blödesten Entäußerung als eine weltweit hinaus gesendete Botschaft ist kaum noch zu steigern.
Man kann einwenden, dass Dank des Netzes ja auch vernünftige Gedanken die Menscheit weltweit erreichen. Allerdings sind diese herabfallenden Krümel von der überladenen Tafel, die Facebook, Instagram und Co. anrichten, so winzig und klein, dass sie nichts gegen so bedeutungsvolle Postings, wie “Bin hier!” ausrichten können.
Auf diese Weise gehen Humor, Ironie, Lakonie, Blasphemie, Spott und Satire verloren, denn das Netz versteht das nicht. Und nicht zu guter Letzt können die Millionen User nichts mehr aushalten. Nicht die andere Meinung, nicht das Schweigen und erst recht nicht die eigene Bedeutungslosigkeit.
Das Schlimmste aber ist, dass die Menschen jenes befreiende Gefühl nicht mehr kennen und es auch nicht vermissen, unabhängig und frei von diesem Netzrauschen zu sein. Wer dem Netz keine permanente Aufmerksamkeit schenken muss, gewinnt Zeit und Gedankenfreiheit. Erst dann macht das Nichtstun wirklich Freude. Also in die Hängematte nur ohne Netz und Handy, Tablet und Co. Wer einfach nur vor sich hin döst, wird staunen, dass er sich keine Sekunde langweilen wird.
Pascal wußte schon: „Das ganze Unglück der Menschheit rührt daher, dass es die Menschen nicht mit sich selbst aushalten können.“
Wesko Rohde
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