DTHG bei der Prolight + Sound
1. April 2022Monika Kusche gestorben
12. April 2022Planungsgruppe GmbH.
Sanela Kolb: Herzlich willkommen bei der DTHG. Nach unserem letzten Gespräch, Benedikt, würde ich sagen, die TLD Planungsgruppe wurde von den Theatern gefunden für diverse Licht-Projekte. Warum tretet ihr jetzt in die DTHG ein?
Benedikt Krönung: Genau genommen sind einige Kollegen schon seit langem DTHG-Mitglied, allen voran einer unserer Geschäftsführer, Jochen Brauns, der vor der Gründung der TLD unter anderem die ersten automatisierten Systeme ins Theater am Gärtnerplatz und ins Prinzregentheater gebracht hat. Zusätzlich eine Firmenmitgliedschaft bei der DTHG abzuschließen, war längst überfällig. Die Theaterwelt begleitet uns schon länger. Wir haben beispielsweise schon 2007 die Concert Hall in Tbilisi saniert und seitdem immer wieder Projekte im Theaterbereich abgeschlossen. Gerade arbeiten wir an der Sanierung der Inspizientenanlage in der Staatsoper München. In der TLD haben sich eine Reihe von Einzelkämpfern zusammengeschlossen. Zusammen können wir unseren Kunden also einen ganzen Pool von Experten anbieten. Diese Idee eines fachlichen Netzwerks setzen wir nach außen fort, indem wir uns mit unserem Unternehmen bei verschiedenen Verbänden engagieren. Als DTHG-Mitglied kommen wir in Kontakt mit Fachleuten diverser Gewerke, die das Publikum in den Theatern im DACH-Verband immer wieder begeistern und überzeugen wollen und dafür ihr Bestes geben. Als technisches Planungsbüro wollen wir dazu unseren Teil beitragen. Wir bringen unsere Expertise aus dem Messe- und Eventbereich mit und wollen damit an neuen Ideen und innovativen Projekten mitarbeiten.
Sanela Kolb: Ihr seid weltweit bekannt für Projektrealisierung wie Lichtdesign und Raumausstattung, auch für spektakuläre Messestand-Konzepte. Ist das vergleichbar mit Projekten im Bereich Theater?
Benedikt Krönung: In unseren Projekten haben wir uns in den letzten Jahren intensiv damit auseinandergesetzt, was Licht bewirken kann – wie es Oberflächen und Emotionen verändert. Im Messebereich geht es ja immer darum, eine Marke in einem Raum zu inszenieren oder neue Produkte bei einer Pressekonferenz oder Kundenveranstaltung zu präsentieren. Die Ziele sind dabei natürlich ganz andere als beim Theater, aber die Methoden sind ähnlich: Auch das Theater inszeniert ja, setzt eine Begebenheit in Szene. Ich habe selbst ein Praxissemester an der Komischen Oper gemacht und gesehen, wie detailverliebt Bühnenbildnerinnen und Bühnenbildner arbeiten. Das hat mich nicht nur beeindruckt, sondern auch angespornt. Beim Thema Lichtgestaltung im Theater geht es um zwei verschiedene Bereiche. Die Beleuchtung im Foyer und im Saal soll nachhaltig und energieeffizient sein, gleichzeitig aber auch eine passende Atmosphäre kreieren. Beides berücksichtigen wir in unserer Planung. Wenn es um die Bühnenbeleuchtung geht, sehen unsere Aufgaben ein bisschen anders aus. Die Lichtdesigner*innen und die Beleuchtungsabteilung kennen ihr Haus am besten und kommen meist mit ganz konkreten Wünschen zu uns. Wir nutzen dann unsere Erfahrung mit Scheinwerfern aus abgeschlossenen Messeprojekten, weil dort das neueste Equipment eingesetzt wird.
Sanela Kolb: Welche Rolle spielt die Digitaltransformation in den Theatern?
Benedikt Krönung: Wir erleben gerade eine große Sanierungswelle in deutschen Theatern, um die teilweise in die Jahre gekommene technische Infrastruktur zu modernisieren. Wo früher analoge Multicore- oder einzelne DMX-Strecken gezogen wurden, setzt man heutzutage eher auf eine zentrale digitale Infrastruktur, beispielsweise in Form eines redundanten Glasfasernetzwerkes. Gerade die nahezu latenzfreie Übertragung der Dirigentenkamera war im analogen Bereich einfacher zu lösen und stellt das lokale Netzwerk vor echte Herausforderungen. Da die Datenübertragung aller Gewerke zentral über ein Netzwerk läuft, müssen auch die verschiedenen Abteilungen mehr denn je zusammen arbeiten und das Netzwerk zentral administrieren. Da vermitteln wir Steuerer, um vor einer Sanierung einen Anforderungskatalog für die Fachplanung zu erstellen. Ansonsten beobachten wir viele interessante digitale Ansätze mit Technologien wie Mixed-Reality, Projection Mapping, standortübergreifenden virtuellen Produktionen u.v.m., die wir auch im Messe- und Eventbereich seit vielen Jahren einsetzen. Da können wir also auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Diese innovativen Konzepte mit der schon immer sehr innovativen Theaterwelt zu kombinieren, finden wir sehr reizvoll. Ich finde es super, dass sich die DTHG dem Thema in einer eigenen Sparte widmet, der digital.DTHG, und so als unabhängiger Verband eine Plattform bietet, um sich auszutauschen. Da bringen wir uns in Zukunft gerne mit unserem Wissen ein.
Sanela Kolb: Die TLD Planungsgruppe feiert bald das 20-jährige Firmenjubiläum, jetzt schon einmal herzlichen Glückwunsch. Wenn man die Vergangenheit betrachtet und auf die Zukunft schaut: Wo geht die technische Reise hin?
Benedikt Krönung: Gerade tut sich in Sachen Digitalisierung sehr viel und das bietet Theatern großartige Chancen, moderne und klassische Theaterwerkzeuge zusammenzudenken. Es geht uns nicht darum, eine Technologie – wie zum Beispiel XR – nur einzusetzen, weil sie gerade im Trend ist. Im Mittelpunkt sollten immer das Ziel und die Wirkung stehen. Das wichtigste Kapital der Firma ist unser sogenannter „Pool of Experts“, den ich schon erwähnt habe. Der „Pool of Experts“ besteht aus Spezialisten, die auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen können, den sie sich in jahrzehntelanger Projektarbeit aufgebaut haben. Wir sind es gewohnt, den technologischen Wandel im Sinne des Kunden zu begleiten. Dafür suchen wir immer wieder nach neuen Lösungen, beschäftigen uns interdisziplinär mit Problemen und bilden die Schnittstelle zu anderen Gewerken. Wir haben nur eine sehr geringe Mitarbeiterfluktuation und viele Fachleute in unserem Pool, die andere Unternehmen noch händeringend suchen. Zu verdanken ist das wohl unserer guten Arbeitsatmosphäre.
Sanela Kolb: In den 20 Jahren habt ihr viele Projekte abgeschlossen. Welches war das interessanteste?
Benedikt Krönung: Wir haben das Glück, für unsere Kunden viele Leuchtturmprojekte durchführen zu können, die immer wieder neue Standards in der Branche gesetzt haben. Ich möchte gar kein einzelnes Projekt herausgreifen. Wir haben Markenauftritte auf diversen Messen weltweit gestaltet – das ist nicht nur von der technischen Seite her interessant, sondern lässt uns auch menschlich wachsen, weil wir schon in ganz unterschiedlichen Kontexten und Kulturen gearbeitet haben. Das weltbekannte Wahrzeichen London Eye für den Markenlaunch der Hyundai-Elektromarke Ioniq in ein überdimensionales Q zu verwandeln, war schon sehr beeindruckend. Oder mittels Projection Mapping die erste Boing 747 mit dem neuen Lufthansalogo als Projektionsfläche zu nutzen. Das hat bei den geladenen Gästen für Gänsehaut gesorgt. Und genau diese Gänsehautmomente sind unsere Passion.
Sanela Kolb: Plant ihr neben den Standorten in Deutschland und Los Angeles in Zukunft noch weitere?
Benedikt Krönung: Es ist definitiv noch einiges geplant, aber diese Entwicklung ist eher unabhängig von unseren Standorten, weil wir schon immer aus Deutschland heraus internationale Projekte durchgeführt haben. Wir würden uns freuen, weiterhin auf der einen Seite technisch anspruchsvolle Leuchtturmprojekte mit tollen Kunden umzusetzen, auf der anderen Seite aber auch immer wieder gesellschaftlich wichtige Projekte wie die Digitalisierung von Schulen im Rahmen des Digitalpakt Schule oder die energieeffiziente Sanierung der Allgemeinbeleuchtung in festen Spielstätten begleiten zu können. Damit wollen wir unseren Teil zu den aktuell bestimmenden Themen Klimawandel, Nachhaltigkeit und Bildung beitragen.
Sanela Kolb: Vielen Dank für das Interview. Ich wünsche dir und deinem Team weiterhin Erfolg!
TLD Planunungsgruppe im Web: Webseite
Interview: Sanela Kolb (Vorstand DTHG e.V.)
Fotos: Benedikt Krönung (TLD Planunungsgruppe)