Robe: Bühnenbeleuchtung für Theater- und Broadcast-Produktionen
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28. April 2022Zwei Weltkriege, Weltwirtschaftskrisen, 40 Jahre geteiltes Deutschland und die Coronavirus-Pandemie:Das alles hat die DTHG überlebt. 1907 von theatertechnischen Enthusiasten gegründet, erlebt der Verband derzeit eine Renaissance. Aber wie war es vor 100 Jahren? Hubert Eckart, Autor der zweibändigen Chronik der DTHG, erzählt in dieser Rubrik die Geschichte der DTHG noch einmal.
1922 (Teil 4) – 9. Bühnentechnische Tagung in Augsburg
Im Jahr 1922 konnte nach der Einführung eines Tarifvertrages für die technischen Angestellten sich der Berufsverband wieder mehr den fachlichen, technischen Themen zuwenden. Dazu sollte wieder eine Bühnentechnische Tagung stattfinden. Der geplante Austragungsort München war jedoch auf Grund der einsetzenden Inflation nicht mehr realistisch, glücklicherweise bot die Augsburg günstige Konditionen.
Im Aufruf zu einer Zusammenkunft der Technischen Bühnenvorstände, Leiter und Vertreter von Firmen des Theaterausstattungswesens und der Bühnentechnik vom 16. bis 18. Juli wurden alle wichtigen Details bekanntgegeben und zu einer regen Teilnahme von Mitgliedern und Nichtmitgliedern einschließlich Firmen usw. aufgerufen. Die Tagung fand im Augsburger Stadttheater unter der Leitung von Friedrich Saft als offiziell 9. Bühnentechnische Tagung (BTT) statt. Sie erlangte durch die dort behandelten fachlichen Themen eine für die zukünftige Berufsgruppenarbeit nicht zu unterschätzende Bedeutung. Die Themen unterstrichen wieder den eigentlichen Verbandszweck der Förderung der Theatertechnik, wie er bei den Verbandsgründungen im Vordergrund gestanden hatte. Dies wurde auch durch den starken Anteil anwesender Vertreter der theaterbeliefernden Industrie erreicht.
Das Thema Normung, damals noch als Normalisierung bezeichnet, wurde erstmalig in der Öffentlichkeit einer Tagung angesprochen und diskutiert. Die Fronten des Für und Wider der Normung auf dem Theatergebiet stießen zwar noch hart gegeneinander, aber der von den Anwesenden der Theaterindustrie gegebene Anstoß und die verlangte Inangriffnahme des Themas zwangen dazu, sich diesen Fragen ernsthaft zu stellen.
Ein anderer Faktor in dieser Diskussion war die immer mehr um sich greifende Inflation, welche in den Theaterunternehmen zu äußerst rigorosen Sparmaßnahmen führte. Man musste sich deshalb intensiv um rationellere Arbeitsmethoden in den Betrieben kümmern um unter diesen Bedingungen überhaupt überleben zu können. Dabei waren für den heutigen Beobachter besonders die Debatten um die Gerüst-, beziehungsweise Podestsysteme als Grundbaumaterial der Bühne interessant. Diese Fragen wurden zur Basis der späteren Normenarbeit des Verbandes, weil sich die große Unterschiedlichkeit der vorhandenen Systeme in den einzelnen Theaterbetrieben und Filmstudios besonders bei der zunehmenden Gastspieltätigkeit als unwirtschaftlich und störend bemerkbar machte.
Der Oberingenieur der Maschinenfabrik Mannheim, Helsberg referierte über die Stufentritthöhe bei Bühnenbauten. Bei Theaterneubauten sollte bei den für den Bühnenbetrieb zu beschaffenden Stufen und Treppen künftighin als Tritthöhe das Normalmaß der Architekten 16 2/3 Zentimeter (drei Stufen auf 50 cm) zugrunde gelegt werden. Die mit der Ausarbeitung des Bühnenprojektes betrauten Maschinenfabriken sollen dieses Höhenmaß als grundlegend für die in Frage kommenden Bühnenmaschinerien, zum Beispiel der Versenkungen, der Verwandlungswagen usw., annehmen.
Mit dem Thema der Höhe der Verwandlungswagen wurden auch Rampenhöhe, Lichteinfall von der Rampe, Schlagschattenbildung in der vorderen Gasse usw. eingehend besprochen. Nach Ansicht des Kollegen Linnebach – Dresden, ließ sich der lästige Schlagschatten der Rampe durch eine verstellbare Schräge und Höhe derselben, eventuell durch eine indirekte Rampenbeleuchtung, noch besser aber durch entsprechende Lichtverstärkung von der Vorbühnenbeleuchtung wesentlich mildern. Die Diskussion wurde von Helsberg aber noch auf ein zweites wichtiges Thema gelenkt, welches sich immer wieder, insbesondere bei Gastspielen, störend bemerkbar machte. Die sogenannte Seitenbenennung der Bühne. Die Bühnenbau – und Maschinenfirmen, sowie die elektrotechnischen Fabriken klagten sehr darüber, daß man bei fast allen zu bearbeitenden Projekten die einheitliche Bezeichnung der Bühnenseiten Rechts und Links vermisse. Es wurde vereinbart Links und Rechts stets vom Zuschauer ausgehend anzunehmen.
Tragischerweise verstarb Helsberg im darauffolgenden Jahr.
(Fortsetzung folgt)
Beitragstext und Bilder: Hubert Eckart (Geschäftsführer DTHG Service GmbH)
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