Ein Interview von Sanela Kolb (DTHG e.V.) mit Julian von den Stemmen, M.A. (Marketingleiter) und Marcel Fraenkler (Vertrieb Theater & Installationen) bei der Robe Deutschland GmbH.
Sanela Kolb: Mit Freude begrüße ich euch als Firmenmitglied in der DTHG. Die Zeit rast schnell, die Robe Deutschland GmbH feiert bald ihr 5-jähriges Bestehen. Wie war der damalige Start auf dem deutschen Markt?
Julian von den Stemmen: Die Robe Deutschland GmbH wurde im April 2017 als hundertprozentige Tochtergesellschaft der in der Tschechischen Republik ansässigen Robe lighting s.r.o. gegründet. Bereits im Jahr 2016 hatten Robe’s CEO Josef Valchar und Director of Global Sales Harry von den Stemmen über die Notwendigkeit einer eigenen Vertriebstochter in Deutschland gesprochen. Zu dieser Zeit expandierte das Unternehmen bereits stark. Wir hatten damals einen Punkt erreicht, an dem wir als Unternehmen und als Marke nur mit einer eigenen Tochtergesellschaft, die sich voll und ganz und mit den daraus resultierenden Vorteilen auf Robe konzentrieren würde, weiter wachsen konnten.
Die wohl größte Aufgabe bestand darin, ein außergewöhnlich starkes, erfahrenes und gut vernetztes „Dream-Team“ aufzubauen, was durch die gute Vernetzung von Josef, Harry, Ingo Dombrowski und den neuen Geschäftsführern Dieter Gross und Martin Lönner perfekt funktioniert hat! 2017 war auch die Markteinführung von Robes MegaPointe, eines der erfolgreichsten Produkte der Marke weltweit. Der MegaPointe, das erste wirklich „multifunktionale“ Moving Light, spielte auch eine entscheidende Rolle für das raketenartige Wachstum der Robe Deutschland GmbH. Mit diesem Team und der Einführung des MegaPointe haben wir richtig durchstarten können.
In fünf ereignisreichen Jahren, darunter zwei Pandemiejahren, ist die Robe Deutschland GmbH von einem sechs Personen Team zu einem Unternehmen mit 16 Mitarbeitern herangewachsen. Mit dem Umzug nach Neuching bei München Ende 2021 geht die Robe Deutschland GmbH den Schritt ins nächste Level. In den neuen Räumlichkeiten gibt es neben einem Demoraum für Produktvorführungen umfangreiche Werkstatt-, Service- und Lagerflächen. Zudem gibt es dort nun auch Produkt- und Serviceschulungen. Auch das hat bei uns für eine Neustart-Stimmung gesorgt und wir blicken optimistisch und mit viel Vertrauen in die Zukunft der Nachpandemie-Ära.
Sanela Kolb: Robe ist weltweit bekannt für Bühnenbeleuchtung speziell in Theater- und Broadcast-Produktionen. Auf dem Markt etabliert habt Ihr euch auch, unteranderem, mit den Produkten aus der T-Serie & dem Verfolger-System RoboSpot. Warum ist diese Technik interessant für diverse Produktionen?
Marcel Fraenkler: In aktuellen LED-Moving Lights findet man zwei grundsätzlich verschiedene LED-Engine-Technologien zur Lichterzeugung, zwischen denen man sich als Anwender entscheiden muss: Additive und subtraktive Farbmischung, sprich Multispektral- oder Weißlicht-LED-Engines.
MSL Engine
Im Produktportfolio der Firma Robe ist die T-Serie mit der multispektralen Engine MSL™ das Aushängeschild für Lichtqualität und Lichtvarietät. Die Produkte der T-Serie sind somit für Anwendungen ideal, bei denen diese Kriterien wichtiger sind als die Helligkeit im Weißlicht.
Besonders häufig kommen diese Anforderungen vom Theater- und Filmmarkt, weshalb der Funktionsumfang der T-Serie speziell auf deren Bedürfnisse abgestimmt wurde. Hier geht es nicht um maximale Helligkeit, sondern um „schönes Licht“, damit Personen oder Kostüme möglichst perfekt beleuchtet werden. Das Ziel dabei war, Halogenlicht möglichst perfekt mittels LED zu simulieren. Die RGBAL 5-farb Mischung hat sich dabei als ideale Kombination aus Lichtqualität, Lichtleistung und unkomplizierter Steuerung herausgestellt.
Die T-Serie besteht mit dem T2, T1 und dem T11 – jeweils als Profile, Fresnel und PC verfügbar – derzeit aus drei Mitgliedern in unterschiedlichen Leistungsklassen.
T2 family
T1 family
T11 family
RoboSpot Basestation
Unser RoboSpot System gehört zu den meist eingesetzten Remote Follow Spot Systemen auf dem Markt. Ein klassisscher Verfolger ist quasi ein „one trick Pony“ – die gewünschte Verfolger-Anwendung kann man aber mittlerweile viel eleganter und flexibler mit unserem Verfolger-System lösen.
Als Operator ist es damit möglich, mehrere Scheinwerfer von jedem Standort in der Location aus, auch ohne direkten Blick auf die Bühne, zu bedienen. Dabei kann die Steuerung auch mit dem Pult geteilt und nur definierte Funktionen über den RoboSpot steuerbar sein. Und wenn kein Verfolger benötigt wird, kann der oder die Scheinwerfer auch andere Aufgaben übernehmen.
Mit dem RoboSpot Follow-Spot-System ist es außerdem nicht länger notwendig, einen Operator in das Dach der Location zu schicken, um unhandliche, schwere Followspots zu bedienen, oder wertvollen Platz in den Zuschauerrängen für die Schweinwerfer zu opfern.
Als Beispiele aus der Praxis kann ich drei Beispiele nennen, wo Theater gezielt nach unserem RoboSpot System gefragt haben: Beim ersten Beispiel wollte ein Theater während der Pandemie möglichst die zwei Follow-Fahrer aus dem Saal haben – dafür ist unser System ist die perfekte Lösung. Im zweiten Beispiel wurden einem Theater von der Berufsgenossenschaft sie zwei „Verfolger-Neste“ als „Arbeitsplatz“ aufgrund von Sicherheitsmängeln verboten. Im dritten Beispiel bekam ein Theater für Ihre Verfolger keine Leuchtmittel mehr, und wollte daher auf eine zeitgemäße Technologie umstellen.
Vom absolut einfachen Setup innerhalb von ein paar Minuten mit einem Scheinwerfer im Single Device, über die autarke Steuerung mehrerer Robe Scheinwerfer im Multi Device sowie der kreativen Nutzung des PSN-Protokolls mit Scheinwerfern aller Hersteller sind alle Anwendungen realisierbar.
Sanela Kolb: Was ein Theater absolut nicht gebrauchen kann, sind Geräuschentwicklung von Scheinwerfern während einer Vorstellung. Warum setzt ihr auf die aktive Kühlung von LED-Scheinwerfern?
Marcel Fraenkler: Ich versuche das möglichst kurz und bildlich zu erklären. Leuchtdioden sind eine wunderbare Technologie, die nicht nur das Altbekannte ersetzen kann, sondern auch neue Möglichkeiten bietet. Doch jede Technologie hat ihre Rahmenbedingungen. Dabei muss man im Kopf behalten, dass Robe Scheinwerfer immer auf dem höchstmöglichen Qualitätsniveau konzeptioniert. Es gibt zwei Möglichkeiten mit der Notwendigkeit der Kühlung umzugehen: aktive und passive Kühlung.
Mit passiver Kühlung muss man einen sehr großen, schweren, kostenintensiven Kühlkörper vorsehen, um in fast jeder Situation eine ausreichende Kühlung zu gewährleisten. In Grenzsituationen, zum Beispiel bei heißer Umgebung, muss dann doch noch das langfristige Überleben der LEDs durch eine Helligkeitsreduktion gewährleistet werden – zum Beispiel könnte ja ein sehr heißer 2000 Watt Halogenscheinwerfer in der Nähe hängen. Und noch dazu reden wir über Moving Lights – für eine effektive Konvektionskühlung braucht man ein ausgeklügeltes Design, wie durch Hitzeunterschiede ein Luftstrom durch die Kühlkörper entsteht – was bei Moving Lights nicht für jede Kopfposition möglich ist!
Will man also die Größe, das Gewicht und den Preis in einem akzeptablen Bereich halten OHNE Kompromisse bei Langlebigkeit, Lichtqualität und Helligkeit einzugehen, kommt man um aktive Kühlung nicht herum. Das stellt aber auch kein Problem dar: Unser T1 emittiert in 10 m Abstand 4 dB(A) als Geräusch, was unhörbar ist. Und der Wert ist als realistischer Wert anzusehen, da schließlich kein Zuhörer neben den Scheinwerfern auf der Traverse sitzt, sondern im Zuschauerraum. Wer mehr wissen will, kann sich gerne auch Theorien zu Schalldruck und Schallpegel anschauen – wir weisen beide Werte für unsere Scheinwerfer aus.
Sanela Kolb: Nachhaltigkeit ist bei euch ein großes Thema. In den Produktionsprozessen setzt ihr auf Umweltfreundlichkeit und Ressourcenschonung. Könnt ihr uns Beispiele nennen?
Julian von den Stemmen: Als global agierendes Unternehmen verfolgt Robe eine proaktive Nachhaltigkeit, wo immer es möglich ist, und nimmt seine Verantwortung der Umwelt und den Menschen sehr ernst. Das Unternehmen hat diesen Ansatz schon seit seiner Gründung im Jahr 1994 konstant während seiner Entwicklung und seinem Wachstum verfolgt. Schon seit damals setzt sich Robe dafür ein, dass sowohl die Produktionsprozesse als auch die Produkte effektiv umweltfreundlicher werden.
Ein wesentlicher Teil – der logisch und einfach klingt, aber einiges an Entwicklung und auch unternehmerischem Mut benötigt – ist, die Produkte auf Langlebigkeit und langfristige Zuverlässigkeit auszulegen. Unsere Produkte werden auf eine langfristige Kontinuität entwickelt und gebaut. Sie sollen je eine ganze „Technologische Generation“ halten und nicht nach kurzer Zeit obsolet werden – was sich nachhaltig auf das gesamte Portfolio von Robe auswirkt. Hinzu kommt, dass Robe eine garantierte Ersatzteilverfügbarkeit von mindestens 10 Jahren nach Ende des Lebenszyklus eines Produkts bietet. Wenn wir Ersatzteile noch von Zulieferern beziehen oder in unserem eigenen Werk herstellen können, tun wir das – es ist also keine Seltenheit, dass einige der ganz frühen Robe-Produkte noch immer im Einsatz sind!
Jedes Produkt so vielseitig wie möglich zu gestalten, holt dazu noch den maximalen Nutzen aus den investierten Ressourcen und der Energie, sodass jedes Produkt während seiner Lebensdauer bei so vielen verschiedenen Ereignissen wie möglich eingesetzt werden kann. Das ermutigt die Kunden von Robe, bei diesen Produktreihen zu bleiben und ihren Gesamtbestand oft über viele Jahre hinweg aufzustocken. Der LEDWash 600 zum Beispiel wurde ursprünglich bereits 2010 auf den Markt gebracht und wurde zu einem „Industriestandard“, und ist auch jetzt noch relevant, da Robe die dritte Generation dieser Leuchte mit entsprechenden Kompatibilitätsmodi produziert. Oder der Pointe – der seit seiner Einführung 2013 immer noch ein aktuelles Produkt und „State of the Art“ in seiner Klasse ist.
Auch haben wir bereits früh energiesparende LED-Technologie vorangebracht. Aber es hat sich gezeigt, dass auch diese Lichtquellen nicht so ewig haltbar sind, wie man sich das wünschen würde. Neben Defekten büßen sie im Laufe der Zeit an Leistung ein, was sich neben der Lichtleistung vor allem auf die Farbkonsistenz auswirkt und zu Unterschieden zwischen Scheinwerfern sorgen kann. Außerdem entwickelt sich die LED-Technologie schnell weiter und oft sind bereits nach wenigen Jahren Lichtquellen mit höherer Leistung verfügbar. Win Austausch der LED-Engine ist – oder war – aber meistens zu kostenintensiv.
Bei unseren Multispektral-Lichtquellen können wir die Farben nachkalibrieren. Bei Weißlicht-LED-Quellen unserer TE-Serie setzen wir auf eine transferbare Engine, durch die der Austausch der Engine zu einem einfachen Vorgang wird, der in nur wenigen Minuten vom Nutzer selbst durchgeführt werden kann – CO2-intensive Transporte zu einer Servie-Werkstatt sind nicht mehr nötig. Das bietet eine weit längere Lebensdauer als bei solchen Scheinwerfern, deren LED-Lichtquellen nicht oder nur unter unverhältnismäßig hohen Kosten ausgetauscht werden können.
TE Engine
Da wir die Engines komplett selbst entwickeln und produzieren, können wir die Vorteile der ständigen Verbesserungen in der Welt der LED nutzen – wie z. B. Intensität und Effizienz – und können auch kundenspezifische Engines für spezielle Anforderungen herstellen, ohne dass extra ein weiterer Scheinwerfer speziell dafür produziert werden muss.
Außerdem kontrollieren wir laufend die bei der Herstellung der Produkte verwendeten Materialien und Techniken, um sicherzustellen, dass Ausschuss minimiert wird sowie dass alle unsere Fertigungsprozesse so sauber wie möglich sind und nicht übermäßig viel Wasser und Strom verbrauchen. Recycling wird in allen Abteilungen aktiv gefördert, einschließlich Rückgewinnung der bei den Produktionsprozessen entstehenden Wärme. Wir sind gerade dabei, unser Werk so autark wie möglich durch Photovoltaik-Strom zu betreiben. Wir überdenken alle Prozesse – so werden wir auch kein Marketingmaterial mehr drucken, sondern online verfügbar machen, und unsere Verpackungen möglichst nachhaltig umgestalten – nur um ein paar Beispiele zu nennen.
Sanela Kolb: Ich weiß, nahezu jedes Projekt ist auf seine Art sehr interessant, von der Planung bis zur Umsetzung. Aber welches Projekt war für euch persönlich das Interessanteste?
Marcel Fraenkler: Da könnte man das Staatsschauspiel in Dresden nennen, das insgesamt ganze 52 x T1 hat – 20 x T1 Profile und 32 x T1 Fresnel – die Andreas Barkleit, der Leiter Beleuchtung und Video am Staatsschauspiel Dresden, nach sorgfältiger Abwägung ausgewählt hat. Das Staatsschauspiel Dresden betreibt zwei Spielstätten – das Schauspielhaus in der Altstadt mit 788 Plätzen und das Kleine Haus in der Dresdner Neustadt, das drei Säle mit 400, 150 und 99 Plätzen bietet, sowie das Kleine Haus Mitte mit bis zu 60 Plätzen. Der Schwerpunkt liegt auf Theateraufführungen, aber das lebendige Programm bietet – in einem normalen Jahr – auch Musik, Tanz, Konzerte und Lesungen.
Staatsschauspiel Dresden (Foto: Sebastian Hoppe)
Sanela Kolb: Werden wir die Möglichkeit haben, ein paar eurer Produkte auf der BTT zu testen?
Marcel Fraenkler: Wir werden auf der BTT alle aktuellen Modelle plus Neuheiten präsentieren und erklären. Zum richtigen „Testen“ besuchen wir dann aber lieber die Anwender, damit sie das Gerät in der tatsächlichen Umgebung auf Herz und Nieren prüfen und auch vergleichen können!
Sanela Kolb: Vielen Dank für das Interview. Ich wünsche euch und eurem Team weiterhin viel Erfolg!
ROBE Deutschland GmbH im Web: Webseite
Interview: Sanela Kolb (Vorstand DTHG e.V.)
Fotos: Julian von den Stemmen, M.A. (Marketingleiter Robe Deutschland GmbH), Marcel Fraenkler (Vertrieb Theater & Installation Robe Deutschland GmbH) und Sebastian Hoppe (Staatsschauspiel Dresden)