Workshop zu „Virtual Training Tools“ in Göteborg
14. Mai 2022Förderprogramm LIVE KULTUR geht in die zweite Runde
17. Mai 2022Wo nichts mehr geht
von Wesko Rohde, der grundsätzlich positiv ist, aber manchmal verzweifeln möchte.
Sehr geehrter Herr Rohde,
vielen Dank für die fehlenden Unterlagen für den Verwendungsnachweis. Leider kann ich das Formular Verwendungsnachweis in dieser Form nicht anerkennen. Bitte schicken Sie das Formular Verwendungsnachweis mit Ihrer original Unterschrift per Post. Für Ihre Bemühungen bedanke ich mich im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Im AuftragHeinz Schilda
Bezirksregierung Schilda
Dezernat 9 1/2 – Kunst und Kulturbeutel, Zähne und Zahnstein, Lochfraß in Kochtöppen
Wir hatten vorher auch schon mehrfach telefoniert und ich hatte ihm sogar gesagt, dass wir keinen Drucker mehr haben, weil wir seit Jahren papierlos arbeiten!
Papierlos, das ist diese umweltfreundliche Variante? Papierlos bedeutet, man redet nicht nur über klimafreundliches Handeln, nein, man handelt. “Das geht nicht! Das haben wir noch nie so gemacht!”
…und ich denke weiter: Wird wohl auch nie was werden, wenn man immer einen Grund erfindet, etwas nicht zu tun!
Nee, Feuer ist heiß, das zünden wir nicht an! Ein Faustkeil, da kann ich mich dran schneiden. Ist das denn überhaupt erlaubt und wo steht das?
Säbelzahntiger sind eigentlich gar nicht so gefährlich. Man kann doch über alles reden.
Gut, dass unsere Vorfahren da etwas progressiver waren.
Papierlos geht auch bei mir nicht immer: Ich verbrauche jede Menge Tempos, weil ich nur noch Heulen will!
Die DTHG bemüht sich, wirklich. Die Behörden bemühen sich auch, oftmals wie im oben eingestellten und etwas verfälschten Anschreiben aber nicht wirklich. Eigentlich gar nicht!
Post dauert lange, per Mail kann man auch autorisierte Unterschriften versenden und sie anerkennen. Gleiches gilt für Belege und Nachweise. Auf Nummer sicher gehen füllt Aktenordner und braucht Lagerfläche. Der Kontakt und die anschließenden Diskussionen erfordern Aufwand und Energie. Es gibt kollaborative Formulare, da kann man gemeinsam dran arbeiten, ohne sie auszudrucken. Alles Teufelszeug.
Riesige Archive verschlingen nicht nur Unmengen an Energie, weil sie geheizt und belüftet werden, obwohl nur Papier rumliegt, das aber immer für zehn Jahre aufbewahrt werden muss! Wo ist die Sitzblockade vor der Registratur einer Behörde?
Wir versuchen stets, mit dem täglichen Wahnsinn humoristisch umzugehen. Es fällt aber immer schwerer.
Digitalisierung wird so nüscht! Ihr könnt aufhören.
…und schmeißt endlich eure Drucker weg!
Sozusagen tatsächlich!
von Hubert Eckart
In letzter Zeit fällt mir besonders auf, dass manche Menschen in jedem zweiten Satz das Wort „sozusagen“ verwenden und andere stattdessen das Wort“ tatsächlich“.
Eine dritte Gruppe verwendet beide Worte, auch mal gerne in ein- und demselben Satz.
Während „sozusagen“ sozusagen eine Marotte sein kann, ist die inflationäre Verwendung von „tatsächlich“ tatsächlich erstaunlich.
Könnte es sein, dass Letzteres eine Art Wiedergutmachung ist, um mit der Betonung des Faktischen der Verbreitung von sogenannten Fake-News entgegenzuwirken?
In der Sprachwissenschaft bezeichnet der Begriff Pleonasmus jede Art von unnötigen und nichtssagenden Wörten und Floskeln, die gerne bei weitschweifigen Zeitgenossen in den Satzbau eingefügt würden – ohne, dass daraus auch nur der geringste Gewinn oder Genuss erzielt werden kann. Nun kann man nicht unbedingt etwas gegen längere Sätze sagen, aber es ist erlaubt, dann auch Stilbewusstsein und nicht Unterwürfigkeit unter den Zeitgeist zu verlangen.
Si sic, quia iam.
„Sozusagen“ ist im Grunde genommen genauso überflüssig, wie die Floskel, die viele Menschen verwenden, wenn sie sich zum Beispiel einer Antwort nicht sicher sind:
-„Du Schatz, wie gefällt dir meine neue Frisur?
-Ich würde sagen, gut … sozusagen sehr gut!“
Man sagt ja auch nicht: Ich würde Durst haben…
Sozusagen muss deshalb nicht völliger Unsinn sein, es hat seine Berechtigung, wenn sprechende und schreibende Menschen einen sichern Umgang mit Homonymen, Synonymen und Metaphern pflegen. Ein eher wenig gebräuchliches Homonym kann in einem ergänzenden Satz mit Hilfe von „sozusagen“ erklärt werden.
Ein Beispiel: „Sie rasten eine Stunde lang!“ – dieser Satz kann mehrdeutig sein, da „rasten“ ein Homonym ist. Verständlicher wird es so:
„Sie rasten eine Stunde lang, denn sie waren sozusagen auf der Flucht!“ oder die andere Deutung:
„Sie rasten eine Stunde, sozusagen lümmeln sie am Strand!“
In jedem Falle aber sind „sozusagen“ und „tatsächlich“ sozusagen tatsächlich Opponnenten und sollten nicht einem Satz vorkommen – außer natürlich in diesem.
Ausnahmen bestätigen jede Regel.